Beim Surfen durch kirchliche Internetseiten bin ich nachdenklich geworden. Von überall her blinken mir Einladungen zu Auszeiten entgegen. Einladung zum Besinnungstag, Oasentag, Ruhe-Tag, zur Mini-Auszeit, zum Innehalten. Interessanterweise kenne ich das Verantwortungsgefühl für das Einräumen von Auszeiten auch aus Leitungskreisen kirchlicher und sozialer Organisationen.
Zweifellos sind Pausen etwas Tolles. Als Trainerin weiß ich, dass in Veranstaltungspausen oft das Wesentliche besprochen wird. Aber diese Daueraufforderung zum Pausieren und Teilzeit-Aussteigen finde ich merkwürdig. Ist unser Alltag so entsetzlich, dass wir nur in der Auszeit Erfüllung finden können? Was darf im Arbeitskontext nicht sein, so dass wir es in Auszeiten verlagern müssen?
Möglicherweise ist das mein ganz persönliches Thema. Ausstiegsphantasien sind mir eher fremd, meine Sehnsucht richtet sich auf das Einsteigen. Ich möchte deshalb eine Lanze für die Ein-Zeit brechen.
Liebe Führungskräfte, bitte nehmen Sie Ihre Verantwortung für das Einsteigen Ihrer Mitarbeiter ebenso Ernst wie Ihre Verantwortung für die Auszeit. Helfen Sie Ihren Mitarbeitern beim Einsteigen – in fesselnde Themen und Aufgaben, in die Zusammenarbeit mit Kollegen, bei der Energie entsteht, in die Logik Ihrer Organisation, in das Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Schaffen Sie Arbeitszeiten mit Zeit zum Nachdenken und Reflektieren, mit Platz für Emotionen und Seele. Wäre doch schade, die nur in der Auszeit zu haben.