Ich habe eine neue Küche. Genau genommen ist sie nicht neu, sondern sogar ziemlich alt. Sie ist die Küche meiner Vor-Vor-Mieter und versprüht den Charme der 90er. Nach Auffassung meines Vermieters ist sie „noch gut“ – weshalb ich sie nicht auswechseln durfte,
Ich habe ernsthaft in Erwägung gezogen, die Wohnung wegen der Küche sausen zu lassen. Was bei der Wohungssituation in Berlin völlig bescheuert wäre, insbesondere, wenn der Rest stimmt. Und das tut er. Ich versuche also, das Beste draus zu machen und reframe, was das Zeug hält:
Ich konnte nicht nur jede Menge Geld für eine neue Küche sparen, sondern habe auch eine Menge über Veränderung gelernt: Selbst, wenn man sie selber will, selbst, wenn eigentlich alles passt, selbst, wenn man sich lang nach der Veränderung gesehnt hat: Irgendwas ist immer. Und das ist normal. Selbst die Treiber einer Veränderung erleben Tiefs und einzelne Aspekte können alles in Frage stellen. Überzeugende und motivierende Worte von außen helfen wenig. Egal was mein Umfeld sagt – ich finde die Küche nicht wirklich schön. Was aber hilft, ist die Möglichkeit, den Rahmen um die Zumutung herum gestalten zu können.
Also tragen die Wände nun frische Farbe, der Fußboden ist ausgewechselt, und die ergänzten Möbel sind in meinem Stil gewählt. Beim Betreten des Raumes richte ich den Blick auf meinen Bistrot-Sitzplatz, konzentriere mich auf das, was ich mag. Und stelle fest, dass das Schöne strahlt. Und mir hilft, das Häßliche zu mögen.
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