Im Zuge der Body-Positivity-Bewegung findet man auf Instagram immer mehr Fotovergleiche. Links das tolle Bikini-Foto à la Instagram, rechts das Real-Life-Bild mit Dehnungsstreifen, Speckfalte und Dellen am Po. Die Gegenüberstellungen wollen zeigen, wo und wie uns Fake und schöner Schein begegnen und wie echtes Leben aussieht. Und es geht darum, dieses echte Leben, den echten Körper zu akzeptieren und um unserer selbst Willen vom Optimierungswahn abzulassen.
Ich habe an dieser Stelle schon gesagt, dass sich diese Positivity-Bewegung ganz wunderbar auf den Arbeitsalltag übertragen lässt – und möchte nochmal dafür werben. Es ist Zeit für eine Organisations-Positivity-Bewegung.
Immer neue Management-Methoden und Organisations-Modelle suggerieren, dass es die ideale Organisation gibt, den sicheren Entwicklungsweg, den perfekten Organisationskörper eben. Aber vielleicht sitzen wir hier auch nur einem gefakten Bild auf? Einer Pose?
Wie wäre es, wenn wir anfingen, wertzuschätzen, was da ist? Wenn es wichtiger würde, sich tatsächlich mit den Menschen und ihren Kontexten zu beschäftigen als Energie auf exotische Zertifizierungen und Hochglanzbroschüren zu verschwenden? Wenn wir einräumen könnten, dass es Spannungen und Konflikte gibt, die hässlich sind, aber eben auch dazu gehören? Oder wenn man sich nicht schämen müsste, noch keinen schwarzen Gürtel in irgendwas zu haben? Wie wäre es, wenn wir aufhörten, Idealbildern hinterher zu hecheln und statt dessen zu fragen: Was wollen wir eigentlich wirklich? Was ist für uns in unserer Situation realistisch, stimmig, passend? Vielleicht wäre das nicht instagrammable, aber: es könnte gut sein.